Chronik

Max Dolze 1908

Max Dolze

Max Dolze, am 17.5.1885 in Jesau (heute Ortsteil von Kamenz) geboren, wo sein Vater Stadtbauaufseher war. Er erlernte den Beruf eines Tischlers, arbeitete in Hellerau und später im Mühlenbau Lohmen. 1919 heirate er und zog nach Dürrröhrsdorf. Er hatte 2 Söhne. Mit dem Klettern soll er während des 1. Weltkrieges aufgehört haben, ging aber bis ins hohe Alter noch wandern und unternahm Radtouren. Auch am Bau der Klubhütte in Königstein war er beteiligt. Am 29.9.1948 ist er in Dürrröhrsdorf verstorben


Wolfsspitze

Am 4. Oktober unternahm ich, Max Dolze, mit mehreren Clubgenossen des Touristenclubs Wolf-Dresden eine Kletterpartie in das Affensteingebiet der Sächsischen Schweiz. Daselbst suchte im Zuge des Langen Horns einen schroff aufsteigenden, bisher noch unbestiegenen Felskegel auf, nahe dem sogenannten Backzahn. Ich ging von südost nach dem Felskegel, nach Überwindung des mit Moos bewachsenen Abhanges gelangte ich durch einiges Buschdickicht zum Felsen, derselbe hat im Südosten eine Einschartung (einen Riß), dann mußte ich, mit dem Rucksack auf dem Rücken, einen Felsvorsprung überwinden. Oben angelangt, entledigte ich mich der Sachen und zog Kraxlerkleidung an. Nachdem ich gefrühstückt hatte, begab ich mich zur Ersteigung nach dem Riß im Felsen, welcher sich südostlich befindet. Alle mich begleitenden Taubstummen begaben sich unter die dachartige Felsform unterhalb des Risses. Hier trat ein Taubstummer in den Eckwinkel, zwei andere Taubstumme machten sich am Seile fest. Der eine trat an die Felswand unterhalb des Risses, während der andere auf deine Schulter hinauf kletterte und auf derselben stand. Damit beide nicht von den Felsen abgleiten, hielt der im Eckwinkel stehende Taubstumme den oben stehenden am Seile fest, während der untere von einem Unteren festgestemmt wurde, das ist infolge des geringen Felsvorsprunges und der Glätte des Gesteins sehr schwierig. Dann begab ich mich zu dem unteren stehenden Taubstummen und kletterte auf seine Schulter und überkletterte auch den zweiten Taubstummen. Sodann gelangte ich zum Riß, derselbe ist an der unteren Abdachung rundkantig, ich zwängte mich mit dem Arm hinein, die Rißkante unten ist scharf. Unter größter Vorsicht wendete ich mich um, im den linken Arm in den Riß zu bekommen, während ich mit den Beinen auf dem kleinen Spalt fest trat und mich umwendete. Sodann gelangte ich durch hinaufziehen mit dem linken Arm im Spalte, die rechte hand fest an den Felsen gepresst etwas in die Höhe, bis die Beine, welche bis zum Riß ohne Stütze waren, einigen Halt bekamen. Das Gestein ist infolge der Glätte schwer zu überwinden. Sodann gelangte ich sehr langsam am Riß hinauf, unter größter Vorsicht bis an den oberen Felsvorsprung. Der Vorsprung ist rund und angenehm, 2 Personen können darauf Platz haben. Hier meiselte ich einen Hakenring hinhein. Dann zog ich einen zweiten Taubstummen herauf, Herrn H. Richter. Sodann machte ich mich an die schwierigste Strecke, hier meiselte ich Eisenstifte in den Felsen, um späteren Kraxlern eine sichere Stütze zu geben. Untere Anwendung der größten Vorsicht zum anderen oberen Riß, der andere Taubstumme stützte mich an den Füßen, da das Gestein keinerlei Runzeln hat. Der obere Riß ist so schmal daß nur eine Hand (links) und der rechte Fuß in den Riß, es geht nur die Fußspitze hinhein. Ich gelangte glücklich, aber sehr langsam hinauf. Hier, unterhalb des Kopfes, am letzten Felsvorsprung meiselte ich einen sehr festen und guten Eisenring tief hinhein, sodann zog ich mein Seil durch den Ring und machte mich an die schwierigste Stelle, die Ersteigung des Kopfes, dieselbe ist fruchtbar schwer, ganz glattes Gestein. Nachdem ich oben angelangt war, machte ich einen kleinen Raum in den Kopf oben und legte daselbst ein Gipfelbuch nieder. Sodann zog ich noch die beiden anderen Taubstummen, Herrn Hermann Richter und Herrn Arthur Schiertz hinauf. Der Abstieg ging an derselben Stelle herunter, die Seilkletterei verlief ganz gut.